Schlafen lernen: So unterstützen Eltern den Kinderschlaf

Kinderschlaf entwickelt sich mit der Zeit – Rituale und Geborgenheit helfen dabei. © Iuliia Bondarenko auf Pixabay
Schlaf ist ein Entwicklungsprozess
„Schlafverhalten verändert sich je nach Lebensphase. Was oft als Schlafproblem wahrgenommen wird, gehört in Wirklichkeit zur natürlichen Entwicklung“, erklärt Dr. Gerhard Nell, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Ordensklinikum Linz. Ziel sollte daher nicht ausschließlich sein, dass das Kind durchschläft.
Eltern können jedoch mit einer ruhigen Abendroutine viel bewirken: Ein warmes Bad, eine Geschichte oder leise Musik helfen beim Entspannen. „Aufregende Spiele oder Bildschirmzeit sollten abends vermieden werden“, rät der Kinderarzt. Ein konstanter Schlaf-Wach-Rhythmus – auch am Wochenende – unterstützt einen gesunden Schlaf.
Einschlafhilfe je nach Alter
Säuglinge beruhigen sich durch Nähe, Stillen oder sanftes Schaukeln. Auch Schnuller können helfen, sollten aber bis zum dritten Geburtstag schrittweise abgewöhnt werden. Kleinkinder profitieren von festen Ritualen wie Vorlesen oder Kuscheln. „Schlafgewohnheiten zu etablieren, erfordert Geduld“, so Nell.
Regulationsstörungen und Schreiphasen
Eltern von „Schreibabys“ geraten oft an ihre Grenzen. „Wir prüfen zunächst körperliche Ursachen wie Ohrentzündungen oder Leistenbrüche“, erklärt der Mediziner. Häufig steckt jedoch eine Regulationsstörung dahinter, die meist nach drei Monaten abklingt. Wichtig sei, Eltern zu entlasten – durch Aufgabenteilung in der Partnerschaft oder Unterstützung von Familie und Freunden.
Wann schlafen Kinder durch?
Einige Babys schlafen mit sechs bis zwölf Monaten fünf bis sechs Stunden am Stück. Phasen wie Zahnen oder Wachstumsschübe können den Schlaf aber wieder verändern. Auch Hunger spielt eine Rolle, vor allem beim Abstillen. „Bei der Einführung von Beikost sollten Eltern auf hochwertige Eiweißquellen achten“, empfiehlt Dr. Nell.
Vorsicht vor Melatonin-Gummibärchen
Melatonin-Gummibärchen, die online als Einschlafhilfe beworben werden, sieht der Experte kritisch: „Ohne ärztliche Absprache sind sie riskant und können den Hormonhaushalt stören.“ Bei länger anhaltenden Schlafveränderungen oder auffälligen Mustern wie Schnarchen oder Atemaussetzern sollten Eltern medizinischen Rat einholen.
Auch Stress oder Ängste – etwa durch Schule oder soziale Konflikte – können den Schlaf beeinflussen. „Mindestens eine Stunde vor dem Zubettgehen sollten Bildschirme ausbleiben“, rät der Arzt. Entspannungstechniken wie Atemübungen oder progressive Muskelentspannung können helfen.
Prim. Dr. Gerhard Nell, Abteilungsleitung Kinder- und Jugendheilkunde am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. (c) Ordensklinikum Linz
Quelle: Ordensklinikum Linz