
#06 Internationale Pflegekräfte: Der steinige Weg nach Österreich
Die aktuelle Folge des Podcasts „Lebenswerk“ widmet sich anlässlich des Internationalen Tags der Pflege am 12. Mai ganz diesem Thema. Barbara Mally und Wolfgang Kuttner berichten in einem persönlichen Interview über die langwierigen Nostrifikationsverfahren – die Anerkennung der im Ausland erworbenen Ausbildungen – sowie über Sprachbarrieren, insbesondere im Bereich der Umgangssprache. Das Gespräch geht in die Tiefe, wobei auch humorvolle Momente nicht fehlen, etwa wenn es um Dialektbegriffe wie „Buglwoschn“ oder „Schlapfn“ geht.
Das Klinikum Wels-Grieskirchen begrüßte mit Ende Juli 2024 25 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den Philippinen – sie werden umfassend in der Anerkennung ihrer Qualifikation, im Ausbau der Sprachkompetenz sowie in der kulturellen Integration unterstützt. © Klinikum Wels-Grieskirchen
Internationale Teams in österreichischen Krankenhäusern
Mehr als 30 Pflegekräfte aus Indien arbeiten derzeit in den Ordensspitälern und Einrichtungen der Barmherzigen Brüder, 43 philippinische Kolleg:innen am Klinikum Wels-Grieskirchen in Oberösterreich.
„Das Allerwichtigste ist, dass wir von Beginn an Vertrauen aufbauen", betont Barbara Mally im Podcast. „Das beginnt damit, dass die Personen ihre Originaldokumente nach Österreich übermitteln müssen. Der gesamte Formalprozess bis zum Dienstantritt kann neun bis zehn Monate dauern. Wir müssen die Menschen, die nach Österreich kommen wollen, bei Laune halten. Und da waren wir enorm gefordert."
Diese Herausforderung bestätigt auch Wolfgang Kuttner: „Die Vorbereitungszeit für die Pflegekräfte dauert bis zu zehn Monate, bis sie schließlich ein Flugticket in der Hand halten und nach Österreich kommen können. Auch die Sprachbarrieren, insbesondere die regionalen Dialekte, bringen zusätzliche Hürden mit sich. Wichtig ist auch, dass wir unsere bestehenden Teams vor Ort sensibilisieren, Ängste abbauen, Vorurteile ausräumen und immer wieder betonen: Es ist eine Chance, es kann eine echte Win-win-Situation werden."
Fünf junge Pflegefachkräfte aus Indien verstärken seit Oktober 2024 das Team des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt. © KHBB Eisenstadt
Umfassendes Konzept gegen den Fachkräftemangel
Barbara Mally und Wolfgang Kuttner betonen im Podcast, dass die Anwerbung aus Drittstaaten kein Allheilmittel sei, sondern Teil einer umfassenden Strategie zur Stärkung des Pflegeberufs. „Die internationalen Pflegekräfte sind eine wertvolle Unterstützung, ihre Ausbildung in den Herkunftsländern ist hervorragend. Sie bringen eine neue Dynamik ins Team und leisten einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Austausch, der auch die Weiterentwicklung der Pflegeprofession in Österreich fördert", erklärt Mally. „Es bereichert uns, Einblicke aus anderen Kulturen und Nationen zu bekommen. Unabhängig vom Fachkräftemangel finde ich solche Kooperationen spannend. Wichtig ist uns dabei, dass die Menschen, die zu uns kommen, hier ein Leben mit Familie und Zukunftsperspektiven aufbauen können. Der Familiennachzug spielt dabei eine zentrale Rolle."
Das philippinische „Mabuhay“ – wie im Bild am Lebkuchenherz zu lesen – bedeutet ursprünglich „Leben“, wird aber auch verwendet, um jemanden im eigenen Land willkommen zu heißen. © Klinikum Wels-Grieskirchen
Wolfgang Kuttner ergänzt: „Langfristig brauchen wir ein umfassendes Maßnahmenpaket gegen den Fachkräftemangel. Dazu gehören attraktivere Karrierewege für bestehende Pflegekräfte sowie bessere Rahmenbedingungen im Berufsalltag. Wir müssen Perspektiven schaffen, die den Verbleib im Pflegeberuf langfristig attraktiv machen." Kuttner verweist auf Beispiele aus Skandinavien, wo Pflegekräfte auch nach dem 65. Lebensjahr weiter tätig sind, weil flexible Karrieremodelle und abgestufte Arbeitsprofile – ähnlich wie bei Senior-Piloten – eine Weiterentwicklung ermöglichen.
„Der Pflegeberuf ist facettenreich und von zentraler Bedeutung für unser Gesundheitssystem. Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit anderen Gesundheitsberufen und die Offenheit für neue Wege werden entscheidend für die Zukunft der Pflege sein", resümieren Barbara Mally und Wolfgang Kuttner.
Innovative Ausbildungskonzepte: Die temporäre Lernstation in Klagenfurt
In jeder Podcast-Folge wird zusätzlich eine besondere Initiative aus einem der 23 Ordensspitäler vorgestellt. In dieser Ausgabe bleibt das Thema bei der Pflege: Am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt übernehmen 16 Studierende der Fachhochschule einen Monat lang eigenverantwortlich die Leitung der Station „Akutgeriatrie und Remobilisation“. Silvia Lueger, Pflegedirektorin des Elisabethinen-Krankenhauses, und Laura Ferra, Ausbildungsverantwortliche, berichten im Podcast, wie die Lernstation funktioniert, welche Ziele verfolgt werden und welche Erfahrungen sie anderen Einrichtungen, die ein ähnliches Modell planen, weitergeben können.
Den Podcast „Lebenswerk“ der Ordensspitäler Österreichs finden Sie auf allen gängigen Plattformen und auf www.ordensspitaeler.at/podcast.
Ordensspitäler Österreichs
Die 23 Ordensspitäler Österreichs betreuen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten und stellen damit eine bedeutende Säule des österreichischen Gesundheitswesens dar. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In absoluten Zahlen sind es etwa 7.100 Betten. Über 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich operiert. Mit rund 20.000 Mitarbeitenden sind die Ordensspitäler ein wichtiger Arbeitgeber.
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[renate magerl]