Sterben ist Beziehungssache - über Hoffnung, Würde und die Kraft des Glaubens
„Seien Sie mutig und riskieren Sie einen Blick auf die Endlichkeit. Das ist nicht angenehm, aber das lohnt sich so unglaublich. Denn wenn man sich mit dem Sterben beschäftigt, setzt man sich intensiv mit dem Leben auseinander.“ Mit diesen Worten lädt Desiree Amschl-Strablegg im Podcast „Lebenswerk“ ein, sich einem Thema zu nähern, das viele lieber meiden: dem Sterben.
Ein Credo der Ordensspitäler Österreichs ist es, Menschen vom Beginn bis zum Ende des Lebens zu begleiten. Desiree Amschl-Strablegg, die seit 15 Jahren in der Hospiz- und Palliativarbeit tätig ist, betont, dass es dabei nicht nur um medizinische Spitzenleistungen und pflegerische Versorgung geht, sondern auch darum, wie das Leben bis zuletzt würdevoll gestaltet werden kann. „Das Sterben hat mich schon von Jugend an durch einschneidende biographische Erfahrungen beschäftigt", erzählt Amschl-Strablegg. „Damals habe ich erlebt, wie einsam Menschen damit sein können. Heute ist es mir wichtig, das Sterben mit einem offeneren Umgang und mit mehr Natürlichkeit ein Stück weit zu den Menschen zurückzubringen.“
Was ist in der Begleitung sterbender Menschen besonders wichtig? „Besonders wichtig ist es, in Berührung zu gehen, Menschen auf einer anderen Ebene zu begegnen, zu erspüren, was sie brauchen und manchmal auch Tränen miteinander zu weinen. Nähe und Distanz gut auszubalancieren, ist Teil der Professionalität. Mit-Leiden darf nicht das Thema sein, aber Mit-Fühlen.“
Glaube als Ressource am Lebensende
„Ich bin Menschen begegnet, die sich am Ende ihres Lebens von Gott abgewendet haben und Menschen, die sich ihm wieder zugewandt haben“, sagt Amschl-Strablegg. „Der Glaube spielt eine sehr große Rolle, da es am Lebensende um Hoffnung geht. Um Hoffnung, die an eine übergeordnete Instanz gebunden ist. Glaube ist eine Ressource, die im Alltag oft untergeht, aber am Ende des Lebens große Kraft gibt.“
Das Ehrenamt sei in der Hospizarbeit unverzichtbar. „Ehrenamtliche schenken Lebenszeit und das ist ein unschätzbares Geschenk. Sie bringen Normalität und Leichtigkeit auf die Station und sind für die Menschen da“, betont Amschl-Strablegg.
Historische Wurzeln und rasante Entwicklung
Die Hospizarbeit in Österreich hat ihre Wurzeln in den späten 1970er-Jahren. Eine der Pionierinnen war Sr. Hildegard Teuschl, die 1978 den ersten Kurs für Sterbebegleitung in Wien abhielt. „Hospiz ist ein Begriff, der auf das Mittelalter zurückgeht – das Wort kommt aus dem Lateinischen und steht für Gastfreundschaft“, erläutert Amschl-Strablegg. „Ursprünglich waren Hospize Gaststätten für Pilger, die zu Fuß unterwegs waren. Viele fanden dort auch Pflege und nicht wenige auch ihr Lebensende.“
In Österreich hat sich ein flächendeckendes System in der Hospiz- und Palliativarbeit etabliert, das die Ordensspitäler entscheidend mitgeprägt haben. Heute gehören neben Hospiz- und Palliativstationen auch neue Palliativambulanzen zu den Angeboten. „Palliative Care ist heute die einzige medizinische Fachrichtung, die aus einer zivilgesellschaftlichen Bewegung entstanden ist und eine rasante Entwicklung hingelegt hat.“
Der Himmelshafen: Ein Ort der Würde für obdachlose Menschen
Ein besonderes Beispiel für gelebte Menschlichkeit ist der Himmelshafen der Elisabethinen in Graz. Diese einzigartige Einrichtung bietet obdachlosen Menschen nicht nur medizinische Versorgung und Pflege, sondern vor allem Zuwendung und einen Ort der Würde – auch in der letzten Lebensphase.
„Das Himmelshafen Hospiz wurde 2017 gegründet. Es ist das erste Hospiz für obdachlose Menschen in Österreich“, berichtet Stephanie Rovere, Leiterin des Himmelshafens, im Podcast „Lebenswerk“. Seit Jänner 2025 gibt es zusätzlich die Einrichtung „Himmelshafen Care“ mit sechs weiteren Betten für Menschen, die medizinisch versorgt werden müssen.
Die Einrichtung wurde vom Orden der Elisabethinen ins Leben gerufen. „Was würde die Heilige Elisabeth tun, wenn sie heute in Graz leben würde?", war die Frage. Die Antwort: Einen Ort schaffen, wo obdachlose Menschen würdevoll sterben können oder gepflegt werden.
Den Podcast „Lebenswerk“ der Ordensspitäler Österreichs finden Sie auf allen gängigen Plattformen und auf http://www.ordensspitaeler.at/podcast
Ordensspitäler Österreichs
Die 23 Ordensspitäler Österreichs betreuen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten und stellen damit eine bedeutende Säule des österreichischen Gesundheitswesens dar. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In absoluten Zahlen sind es etwa 7.100 Betten. Über 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich operiert. Mit rund 20.000 Mitarbeitenden sind die Ordensspitäler ein wichtiger Arbeitgeber.
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[renate magerl]